Die Hitzeschlacht bei 34 Grad war nach 90 Minuten nicht beendet. Es ging ins Penaltyschiessen, das Rot-Weiss Winikon gewann. Doch auch damit scheint der Cup-Match nicht beendet. Denn die mehr als fünf Spielerwechsel, die Winikons Headcoach Riad Rama vorgenommen hat, sind reglementarisch nicht erlaubt. Wislig könnte am grünen Tisch in die 2. Runde aufsteigen.

Ja, der Cup hat seine eigenen Gesetze. Die Auslosung war eigentlich unspektakulär – zwei Viertligisten sollten am Sonntag, 20. August 2023, ab 16 Uhr einen Sieger ermitteln - Winikon gegen Weisslingen. Umso spezieller war der Match. In brütender Hitze hatten sogar die Zuschauer ihre liebe Not, durchzuhalten. Denn am Kunstrasenplatz 4 (von 6 bespielbaren Feldern) gibt’s keinen Quadratmeter Schatten, kein Schirmchen (es sei denn, man bringt ihn selber mit), kein Kioskbetrieb mit Kühlgetränken am riesigen Sportgelände, aber immerhin einen Trinkwasserhahn am Zauneingang, quasi "die letzte und einzige Rettung".

Dass 22 Kicker plus Auswechselspieler «Lust» verspüren, in brütender Hitze Sprintduelle zu gewinnen, Kilometer abzuspulen und den Einzug in Pokalrunde 2 zu erkämpfen, ist aller Ehren wert. Ok, «Wisligs Chäller» hätte sich bestimmt auch bereiterklärt, einzuspringen. Aber wirklich getan haben es unsere Fussballer vom Eins, die in Halbzeit 1 mehr investierten als das Heimteam. Drei hochkarätige Chancen wurden leider nicht verwertet (darunter ein Kopfball aus 2 Metern, den der RW-Goalie bravourös parierte). Effizienter präsentierte sich Winikon, nutzte die zweite sich bietende Gelegenheit zum 1:0 (41’) - ganz schön frustrierend und schlechter Lohn für den bisherigen Einsatz. Gut zehn Minuten nach Wiederanpfiff zur 2. Hälfte fiel der Ausgleich – 1:1 durch Albero.

Wislig zollte der Intensivität der 1. Halbzeit Tribut, jetzt war Winikon mindestens gleichauf und schien nach zwei Toren von Hodza (83’/89’) die Partie für sich entschieden zu haben. Der Match hätte zuvor genauso gut auf die andere Seite kippen können. Während die Wisliger Fans den «Double-Lucky-Punch» bedauerten, riss sich das Team auf dem Platz den Allerwertesten auf und stemmte sich gegen die Niederlage. Girola hatte direkt nach dem 1:3 gerufen: «Aber jetzt nicht kampflos!». Prompt gelangen auch Wislig zwei «Punches», natürlich lucky in Minute 91 und 93, aber toll herausgespielt. Meilinger und Rütsche trafen. Ungläubiges Kopfschütteln und Grinsen unter den Zuschauern – zu ausgiebigen Jubelorgien reichte kaum die Kraft. 3:3. Hallelujah. So kamen alle in den «Jetzt-nur-noch-31-Grad-Genuss» einer Zugabe. Penaltyschiessen. Vier Winiker netzten ein, aber nur zwei Wisliger. Endstand 7:5.

Endstand? Eher nicht. «Kein freies Ein- und Auswechseln» steht im Cupwettbewerbsreglement. Fünf Wechsel und keinen mehr. Daran hat sich der Penaltysieger nicht gehalten (und sich damit in der Hitze einen - wenn auch kleinen - Vorteil verschafft). Mal sehen, was der Verband entscheidet.

Foto: "Enttäuschung am Ende einer Hitzeschlacht - Wisligs Kicker nach dem Penaltyschiessen" (Marco Girola)