Nein, das ist kein Zufall
0:1 beim Tabellenführer, 4:0 beim Schlusslicht und dann ein 4:2 beim bis dahin unbezwungenen Tabellen-Zweiten - Wislig hat nach dem Radikalschnitt (Zusammenlegung der Aktiv-Teams) offenbar Tritt gefasst. Zeit, um fünf Runden vor Schluss dem Headcoach Thomas Nötzli und Präsident Olaf Irrgang ein paar Fragen zu stellen.
WIE GROSS IST DIE ERLEICHTERUNG NACH ZULETZT ZWEI SIEGEN (4:0 BEIM SCHLUSSLICHT BAUMA UND 4:2 BEIM BIS DAHIN UNBEZWUNGENEN ZWEITEN FC OERLIKON)?
T.N.: Natürlich bin ich erleichtert. Ich habe jedoch immer gewusst, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
O.I.: Es wäre nicht gut gewesen, das im Vorfeld gross zu betonen, aber der Sieg gegen Bauma war in der Situation, in der wir uns befanden, zwingend. Oerlikon zu schlagen ist ein echtes Ausrufezeichen, Chapeau an die Mannschaft.
IN BAUMA FIEL DAS 1:0 NACH NEUN MINUTEN, DAS 2:0 NEUN MINUTEN NACH DER HALBZEIT. DIE MENTAL-TREFFER SETZTEN BAUMA ZU. GEHÖRTE DAS ZUM MATCHPLAN?
T.N.: Gegen Bauma lieferten wir das wohl schlechteste Spiel seit der Übernahme ab. Dank der grosszügigen Unterstützung des gegnerischen Torhüters sowie der notwendigen Pausenansprache reichte es letztendlich zum glücklichen Sieg.
O.I.: Ich bin ein Fan von BigPoints, also matchentscheidenden Spielszenen. Auch mentale Stärke ist trainierbar. Ob Zufall oder Matchplan, die Tore fielen günstig und waren herbe Dämpfer für den Gegner in einem Match, das anders hätte ausgehen können.
IN OERLIKON, WO DIE ZUSCHAUER DEN BISHER BESTEN AUFTRITT DER MANNSCHAFT SAHEN, FIEL DAS 1:1 IN DER NACHSPIELZEIT DER 1. HÄLFTE, DIE TREFFER ZUM 3:2 UND 4:2 IN DER 91. UND 95. MINUTE. ZUFALL?
T.N.: Nein, Zufall ist das nicht. Das harte Training unter der Woche sowie die «Winnermentalität» welche wir den Spielern vermitteln macht den Unterschied.
O.I.: Ich war nicht am Match und bereue das. So ein Sieg in der Nachspielzeit beim Favoriten setzt garantiert weitere Kräfte frei, geiles Teamerlebnis.
WISLIGS ZWEI-SPIELER, DIE SICH FÜR DIE AUFSTIEGSRUNDE (5. LIGA) QUALIFIZIERTEN, BEHAUPTEN SICH JETZT IN DER 4. LIGA. WIE SCHWER WAR DIE UMSTELLUNG BEI DER ZUSAMMENFÜHRUNG DER MANNSCHAFTEN?
T.N.: Die Spieler haben es uns Trainern leicht gemacht. Der höhere Rhythmus für die einen und die mangelnde Fitness der übernommenen Spieler waren jedoch eine Hürde, die wir im Training überwinden mussten und auch konnten.
O.I.: Das kann ich nicht beurteilen. Tom und unser Sportchef Dani Haag sind verantwortlich für die Aktiven und leisten hervorragende Arbeit. Von aussen betrachtet, ist der Prozess noch nicht abgeschlossen, jeder Change braucht Zeit.
HATTEST DU NACH EHER BESCHEIDENEN AUFTRITTEN IN EFFRETIKON (1:2) UND GEGEN BASSERSDORF (0:0) SORGE, DASS DIE AUFGABE SCHWIERIGER WIRD, ALS GEDACHT?
T.N.: Als «bescheiden» würde ich die Auftritte nicht bezeichnen. Das Team ist nach wie vor in einer Phase des Zusammenwachsens. Ich war und bin nach wie vor überzeugt, dass unser Team Potential hat, dieses jedoch noch zu wenig ausschöpft.
O.I.: Unsere Zuschauer sahen ein halbes Jahr vorher noch Drittliga-Fussball - von uns und beim Gegner. Weder Effi, noch Bassi trugen zu einem Fussballspektakel bei, der Unterschied war spürbar. Wie bereits gesagt, war der Bauma-Sieg elementar wichtig. Jetzt kommen geile Überraschungserfolge hinterher und es fühlt sich an, als wäre das Team auf dem Weg. Das freut uns sehr.
WAS LÖSTE DIE KNAPPE 0:1-NIEDERLAGE GEGEN SPITZENREITER GLATTAL-DÜBENDORF IM TEAM AUS?
T.N.: Wer dieses Spiel gesehen hat weiss, dass wir der «moralische Sieger» waren. Durch diese unverdiente Niederlage sind wir als Team jedoch noch enger zusammengewachsen.
O.I.: Das war schon 'ne Hausnummer. Der Null-zu-Eins-Sieg hat offensichtlich viel ausgelöst.
VIER DER FÜNF RESTLICHEN GEGNER STEHEN IN DER TABELLE HINTER WISLIG. EIN VOR- ODER NACHTEIL?
T.N.: Ich würde es weder als Vor- noch als Nachteil an. Die Gruppe ab Rang 4 ist so eng zusammen, dass alles passieren kann.
O.I.: Das können Tom und Dani besser einschätzen. Ich wünsche dem Team viel Erfolg. Es kann eine Euphorie auslösen und viele Wisliger glücklich machen.
WELCHEN SPIELERN TRAUST DU ZU, AUF JAHRE HINAUS TEAMSTÜTZEN IM TEAM DER 1. MANNSCHAFT ZU SEIN UND VIELLEICHT EIN ÄRA ZU PRÄGEN SO WIE ES ANDI BOSSHARD, LIVIO GIROLA, DAVOR JOSCHUA KREBS UND ANDERE WAREN?
T.N.: Es wäre unfair hier einzelne Spieler hervorzuheben. Ich traue diesem Team zu «grosse Dinge» erreichen zu können.
O.I.: Es hat Spieler, die an die damals 17jährigen Girolas erinnern oder an Swen Bosshard und andere. In Wislig zu spielen, ist speziell. Aber wer zur tragenden Persönlichkeit auf dem Platz wird, der will es nie mehr woanders sein, als in Wislig. Ich wünsche mir sehr, dass die talentierten, charakterstarken Einheimischen die Leader von morgen und übermorgen sind.
WAS ERWARTET DIE ZUSCHAUER AM SONNTAG GEGEN TÖSSFELD?
T.N.: Schönes Wetter, eine hervorragend geführte Festwirtschaft und einen FC Wislig der von der ersten bis zur letzten Sekunde kämpft.
O.I.: Ein Heimspielerlebnis beim geilsten Verein überhaupt.
Foto: Archivbild von 2018; Wisliger Zusammenhalt.