«Endlich, endlich …». Der FC Wislig kann die Zukunft planen.
In einer denkwürdigen ausserordentlichen Vereinsversammlung sagt der FC Wislig «JA» zum neuen 30-jährigen Gebrauchsüberlassungs- und Nutzungsvertrag für die Mettlen. Neu «ist der Fussballclub frei, Erneuerungen und Änderungen an der Fussballanlage» eigenfinanziert zu realisieren. Daher genehmigen die Mitglieder zusätzlich auch, das bereits initiierte «Projekt Clubhaus Ostkurve» fortzuführen.
«Wir wollten Lösungen, keine Luftschlösser. Wir wollten pragmatische Lösungen, jetzt haben wir sie», so beschreiben Gemeindepräsident Pascal Martin und FCW-Präsident Olaf Irrgang unisono den Verhandlungsmarathon der letzten Monate. «Teilweise wirklich hart» seien die Gespräche verlaufen, mit Erfolg.
Die Gemeinde Weisslingen erweitert das bestehende Kabinengebäude; rund eine Mio. Franken wird dieser Ersatzbau kosten. Danach kann der FC Weisslingen im 1. Stockwerk sechs, statt bisher vier Kabinen nutzen. Die Baukommission wird die Sondierung und Planung in Kürze abschliessen.
«Euer Anliegen nach mehr Raum, Planungssicherheit und Eigeninitiative war immer legitim», sagt Pascal Martin, wohl wissend, dass ein Fussballverein mehr braucht als «nur» Duschen und Umkleidekabinen. Zwei Naturrasenplätze sind schon zu wenig, zudem gibt’s kaum Lagerraum, keinen Raum für Vereinsleben oder um Matchbesuchern einen angenehmen Wetter unabhängigeren Aufenthalt zu ermöglichen. Ein kleines, kultiges Gebäude am Spielfeldrand ist etwas, was auch Roland Wettstein, Präsident des Club8484 (gegründet zur Unterstützung des FC Wislig), vermisst. «Anderswo gibt’s mehr als einen Container, drei Terrassenschirme und zwei mickrige Toiletten nach 5 Minuten Gehweg den Hügel hinab».
Daher will sich der FC Weisslingen, sofern die nächsten Projektphasen «unseren Erwartungen entsprechend verlaufen, auch die anderen wichtigen Bedürfnisse erfüllen», sagt Olaf Irrgang, «ohne das ist Vereinsleben heutzutage nicht mehr möglich. Wir werden nicht den gleichen Fehler machen und eine Machbarkeitsanalyse vergessen oder die Finanzierungsfrage unbeantwortet lassen». Daher nennt er heute weder Zeitplan noch Kosten. Dennoch ist sich der FC-Präsident sicher, dass «mit der ehrenhaften und sensationellen Unterstützung unserer Supportervereinigung, die über 40 Mitglieder hat und des Club8484 mit seinen jetzt 53 Mitgliedern, das Ziel greifbar nah ist».
Dass Viertligist Weisslingen überhaupt von so vielen Partnern unterstützt wird, ist dem engagierten Vorstand zu verdanken und Ressortleiter Marketing, Thomas Gmür. Irrgang appelliert an die Vereinsversammlung, künftig «mit Budgetdisziplin und gegenseitiger Wertschätzung, hauptsächlich unseren Partnern gegenüber» zu Werke zu gehen, «genauso wie der Thomas. Lasst uns das Miteinander pflegen und über das Gute reden, was man auf der Mettlen erlebt: Was wir heute entscheiden, daran haben Kids der nächsten 20 Jahre riesige Freude. Lasst uns ihnen diese Freude bereiten. Sie haben es verdient.»
Der FC Weisslingen ist sich bewusst, dass neben dem erworbenen Gestaltungsfreiraum auch finanzieller Mehraufwand vertraglich vereinbart wurde. So muss der FC den Platzunterhalt Mettlen künftig selbst finanzieren (immerhin fällt im Gegenzug eine Kostenbeteiligung am Unterhalt des Kabinengebäudes weg). Präsident Olaf Irrgang deklarierte Vergleichs- und konkrete Zahlen inklusiv vorhandener Ressourcen. Der FCW kann die Mehrausgaben stemmen, «wenn unsere Beziehungen gepflegt werden, wir nicht grössenwahnsinnig werden und wenn wir diszipliniert haushalten.» Finanzstrategen hegen keine Zweifel an der gewissenhaften und äusserst plausiblen Planung und loben die Absicherung, die sich der Club in den vergangenen Jahren erarbeitet hat.
Im Verhandlungsmarathon hatte sich der FCW auch juristisch beraten lassen. Zudem wurde Leiter Vereinsentwicklung, Jürg Hintermeister (FVRZ) beigezogen. Auch er war an der ausserordentlichen Vereinsversammlung anwesend, sprach von einem «guten Werk, das Ergebnis starken Willens ist und der Fokussierung auf Machbares.»
Etwa 75'000 Franken kostet der Sportbetrieb jährlich den Hauptverein (Aktive), wobei Wislig mit Kosten für Infrastruktur (Fr. 36'000) und Sport (Fr. 31'000 für Material, Trainersaläre, Abgaben, Schiedsrichtergebühren etc.) und Verwaltung (rund Fr. 5'000) äusserst sparsam ist und nahezu alles im Ehrenamt vollbringt. «Auch im Juniorenbereich und bei den Senioren wirtschaften wir umsichtig seit Jahrzehnten. Der FCW macht kein Harakiri. Wir bleiben, wie wir sind: Kult und Leidenschaft.»
Bei dem Spirit ist es wenig verwunderlich, dass die Wisliger Fussballer an das glauben, «was immer unmöglich erscheint, bis es getan ist» … ein vom Gemeindepräsident verwendetes Zitat von Nelson Mandela. Der FCW freut sich auf endlich brauchbare Kabinen, wenn die Baukommission gute Entscheide trifft (etwa bei dem Entscheid zu Kabinengrössen), auf 30-jähriges Exklusiv-Nutzungsrecht und auf ein eigenfinanziertes Projekt für ein kleines, bescheidenes Clubhaus an der Zuschauertribüne».
«Ihr habt es so was von verdient», schrieb Pascal Martin an die Fussballer. Um 21.05 Uhr sagten sie Ja zu den Verträgen und Ja zur Fortsetzung eines ergänzenden, eigenen Projekts – alles einstimmig.