clubgeschichte
Helden schreiben (Club-)Geschichte
Nagelsfels, Kartoffelanbau und Yankee-Kessel - 1928 bis 1965
Schon 1928 führte Walter Jucker, welcher in Payerne die Schule besuchte, das Fussballspiel in Weisslingen ein. Freundschaftsspiele gegen Fehraltorf (der erste Gegner überhaupt) und diverse ad-hoc-Teams aus Winterthur wurden auf frisch gemähten Wiesen ausgetragen. Später bot Berta Fink den fussballbegeisterten jugendlichen Wisligern die Wiese auf der Braui an, die sie auf eigene Kosten durch Baumeister Bonelli planieren liess und ging so als erste Sponsorin in die Geschichte ein. Dem "Nagelfelsen" musste mit Abbauhammer und Dynamit zu Leibe gerückt werden; der Aufwand belief sich auf beträchtliche 5'000 Franken.
1935 beschlossen unsere Kameraden und "Männer der ersten Stunde" Ernst Grando, Max Fenner, Eugen Grando, Amelio Guaito, Ernst Jucker, Walter Kuns, Willi Müller und Walter Schoch die offizielle Gründung des Fussballclubs Weisslingen - ein für unser Dorf sporthistorischer Moment.
Nur drei Jahre später musste der Spielbetrieb zwangsweise ruhen - der 2. Weltkrieg war ausgebrochen, auf dem Fussballplatz wurden während der Anbauschlacht von Wahlen Kartoffeln gepflanzt und geerntet.
Nach Ende des Krieges von 1946 bis 1955 amteten acht verschiedene Präsidenten, was aber kein Ausdruck von Unstetigkeit oder gar Turbulenzen wäre. Im Gegenteil. Alle Verantwortlichen trugen umsichtig Sorge, den FCW nachhaltig aufzubauen und als festen Beitrag zur Sportgesellschaft in Weisslingen zu etablieren. In regelmässigen Abständen wurden Festveranstaltungen organisiert, darunter ein Fasnachtsball 1949, der einen Reingewinn von 200 Fr. in die Vereinskasse "spülte".
Gastspiele in nah und fern machten den FC Weisslingen regional und überregional bekannt; sogar nach Innsbruck (Österreich) und nach Bautzenheim (Elsass, Frankreich) reisten die Kicker. Der Zusammenhalt dieser Männer und deren Familien inspiriert unsere Mitglieder bis heute.
Im Mai 1951 forderte der Vorstand vollsten Einsatz beim "Maikäferfang. Die 10 Jahre von 1956 bis 1966 prägte Rudolf Bachmann, der die Vereinsführung mit Stabilität und Prosperität innehatte.
In den ersten Jahren seiner Amtszeit trugen 42 Aktive das Tenue des FCW, 1956 fand ein Waldfest am Brauiweiher statt, ein Jahr später war Weisslingen erstmals Austragungsort eines Verbandsturnieres und gewann jenes beim "Derbygegner" FC Fehraltorf zum zweiten Mal.
1963 war ein "aufregendes Jahr": Der Club erhielt neue Fussballtore, das Spielerpasswesen wurde eingeführt (den ersten Pass gab es in dieser Form bis 1986) und es begann die legendäre Platzwartkarriere des Renè Ott, der kurz zuvor auch das Präsidentenamt angetreten hatte und bis 1983 innehaben sollte. Das Gedenken an unseren Ehrenpräsidenten bewahren wir in Dankbarkeit und mit grösstem Respekt. Ende 1965 genossen unsere Fussballhelden ihr erstes Duschvergnügen in der Braui, wo zwei Brausen installiert wurden. Zuvor hatte man nur die Militärwaschröhre vor der Scheune (den sogenannten Yankee-Kessel) benutzen dürfen. Was für Erinnerungen!
Wer sät, erntet
100 Mitglieder, Zuoz und Mettlen - 1968 - 1979
1968 stieg der FC Weisslingen erstmals mit drei Aktivmannschaften in den Meisterschaftskampf ein. Zwei Jahre Später kaufte die Gemeinde den Sportplatz Braui der Familie Fink ab. 1972 freute sich die Vorstandschaft über noch einmal 18 Neueintritte (wieder eine komplette Mannschaft) und organisierte das erste Ski-Wochenende in Zuoz. 1973 erreichte der FC Weisslingen im Cup zum ersten Mal die 3. Runde. 1974 wurden die Dusch- und Umkleideräume in der Braui ausgebaut. Der FCW knackte die Mitgliedermarke von 100 (106 gemeldete Spieler).
Das Grümpi 1975 ist legendär: Die schlechte Witterung verhinderte die reguläre Austragung, und die Protagonisten entschieden sich kurzerhand, ihren Wettbewerb per Penaltyschiessen in der Festhütte auszutragen. Die standfesten Senioren gewannen im selben Jahr ein Turnier in Turbenthal.
Im März 1977 „wurde es hell“ am Sportplatz Braui, wo erstmals eine Scheinwerferanlage installiert wurde (Aufwand 13‘000 Franken). Das Fanionteam gewann ein grosses Hallenturnier in Winterthur, die 2. Mannschaft wurde Dritte. Der FC Weisslingen erkämpfte und erspielte sich in jenen Jahren grossen Respekt. Die sportlichen, gesellschaftlichen und vereinspolitischen Aktivitäten in jenen Jahrzehnten gleichen einer Saat, die gestreut wurde, um später zu ernten.
Und tatsächlich. Das Jahr 1979 bleibt in zweifacher Hinsicht im Gedächtnis: Infolge mangelhafter Installation explodierte ein Durchlauferhitzer in der Braui-Dusche – Schaden 4‘800 Franken. Es gab aber auch eine sportliche Explosion: Die erste Mannschaft verfehlte den Gruppensieg zwar denkbar knapp, doch das Viertligateam schaffte den Aufstieg in die 1. Stärkeklasse und die Senioren gar den in die Promotionsklasse. Die Feiern und Jubelorgien wurden selbst im Jahr darauf noch bei einer Reise nach Pineto (Italien) fortgeführt. „Nachwehen“ nennt man sowas.
Die 2. Mannschaft gewann den Maggi-Cup in Kempttal. Im Zusammenhang mit dem Bau des Sportplatzes Mettlen forderte die Gemeinde den FCW auf, Fronarbeit im Gegenwert von mindestens 30.000 Franken zu leisten.
WER NIE VERLIERT
… hat den Sieg nicht verdient, 1980 bis 2015
Weshalb der dritte Abschnitt unserer Clubgeschichte gleich 30 Jahre umfasst, ist einfach zu begründen. Der sportliche Werdegang unserer Mannschaften glich über viele Saisons hinweg einer Achterbahnfahrt – mal runter, mal rauf. 1981 entliess der FCW erstmals während der laufenden Saison seinen Trainer. Mit Erfolg. Denn die erste Mannschaft spielte danach eine fulminante Rückrunde und scheiterte später nur knapp im Kampf um die Teilnahme an der Aufstiegsrunde. 1982 gelang den Senioren der Sprung in die Meisterklasse, die 1. Mannschaft stieg ab, ein Jahr später aber gleich wieder auf in die 3. Liga. Die Sportanlage Mettlen war zu neuen Austragungsstätte der Heimspiele geworden, 1983 die Umkleidekabinen eingeweiht.
„Wenn auch in den kommenden Jahren mit einer kooperativen Zusammenarbeit gerechnet werden darf, so werden dem Verein auch weitere erfolgreiche 50 Jahre beschieden sein“, schrieb der damalige Präsident Peter Wirth im Grusswort der Festschrift für das 50-jährige Jubiläum. Mehr als die Hälfte der angekündigten weiteren 50 sind vorbei – Peter Wirth behielt Recht, er sprach ja nicht ausschliesslich vom sportlichen Erfolg.
Denn der blieb nach der 15. Achterbahnfahrt irgendwann aus. Die Wisliger waren stets eine verschworene Gemeinschaft fussballbegeisterter, wenn nicht –verrückter Personen. Doch damit allein konnte man im Konzert der finanziell, infrastrukturell, auch personell aufrüstenden Clubs in der Region nicht mithalten.
Doch eines Tages sollten die Werte der Wisliger auch sportlich wieder von grossem Nutzen sein. Mag sein, dass im Besonderen ein Dorfclub einer allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung in Richtung Unverbindlichkeit, Eigenständigkeit besser trotzen kann. Während die Jugend-Generation der 90er freiheitliches Gedankengut und Handeln priorisierte, schätzte man „am Dorf“ den Wert des Zusammenhalts, der Gemeinschaft.
Fakt ist: der FC Weisslingen gab trotz sportlich herber Rückschlägen und Abwärtsentwicklung nie seine Werte auf. Die Leidenschaft der Wisliger konnte nichts und niemand brechen, auch nicht, als unsere 1. Mannschaft Anfang der 2000er sogar bis in die 5. Liga hinabstürzte.
Der kleine, verschworene Club kehrte zurück auf die Bühne der sportlich beachteten Clubs im Zürcher Oberland. Der Startschuss eines nachhaltigen Aufwärtstrends gelang im Sommer 2008. Wenige Monate zuvor hatte Sportchef Vonwyl mit Olaf Irrgang einen bayrischen Trainer engagiert, der das Team – alle Spieler des Kaders waren „Wisliger“ - ohne Niederlage direkt zum Aufstieg führte. Euphorie kehrte zurück auf die Mettlen; 200 und mehr Fans, dazu ein tanzendes Maskottchen, die legendäre „Arena Bar“, Carfahrten zu Auswärtsmatches … Damit nicht genug. Im Jahr 2009 veranstaltete der Club eine erste Gala Nacht im Widum Weisslingen, wo 180 Festgäste Gaumenfreuden und Unterhaltungsprogramm genossen. 2011 folgte die 2. Ausgabe „Nur für eine Nacht“, überregional beachtet und gefeiert. Die erste Mannschaft war zu einem drittligareifem Team geformt worden, verpasste aber gleich mehrfach den Aufstieg denkbar knapp. Im Frühjahr 2011 sogar tragisch: Vor 420 Zuschauern unterlag Irrgang’s Truppe mit 1:2 dem (mit Zweitligaspielern verstärkten) FC Seuzach im vom Gegner beantragten Wiederholungsspiel.
2010 ehrte der FVRZ unseren Verein zum Fairplay-Pokal-Sieger; Präsident Chidichimo nahm den Siegerscheck über 5‘000 Franken dankend entgegen.
Der FC Wislig steht zu seinen Werten der Menschlichkeit und des Fairplay ... auch dann und im Besonderen, wenn bittere sportliche Niederlagen hingenommen werden müssen oder unser Club gar übervorteilt wird. Wir sind stolz darauf, zu sein, wie wir sind!
Vier Mal landete der FCW auf dem undankbaren Vize-Platz 2. Die Rückkehr in die 3. Liga gelang dennoch. Roger Alini, zuvor Trainer des FC Kempttal, gelang im Sommer 2015 der langersehnte und hochverdiente Aufstieg. Im Jahr darauf trumpfte auch die von Erik Veraguth trainierte 2. Mannschaft gross auf und stieg in die 4. Liga auf. Zehn Jahre zuvor gab es nur eine Mannschaft in der 5. Liga ... jetzt zwei Herren-Teams, die eine in der 3., die andere in der 4. Liga. Endlich: Der FC Weisslingen war wieder wer.
Nach sieben Jahren Drittligazugehörigkeit (mit den Trainern Alini, Nüssli, Scherrer und Sanchez) misslang in der "Corona-Saison" 2021 der Klassenerhalt. Auch das Himmelfahrtskommando Irrgang-Haag-Girola konnte in drei Matches den Abstieg nicht verhindern. Gleichzeitig mit dem Eins ging es auch für's Zwei eine Liga tiefer. In der Saison 2021/22 starteten die Wisliger Aktiven in der 5. und 4. Liga., die aber schon im Frühjahr zu einer Mannschaft zusammengelegt wurden. Grund dafür war der überraschende Abgang von Trainer Vespoli mitsamt 8 Spielern, einige am allerletzten Transfertag 28. Februar. Das "neue vereinte Eins" trainiert Thomas Nötzli.